Gedanken zum Sonntag. Wenn man „Handy vergessen Raststätte“ bei Google eingibt bekommt man einen guten Einblick in was Menschen an Rastätten vergessen und damit auch, was uns derzeit wirklich ausmacht. Kurz gefasst: wir vergessen eher unsere Kinder, Rollstuhlfahrer, ganze Busladungen von Passagieren oder auch unsere Haustiere an der Raststätte, bevor wir dort unser Handy liegen lassen. Oft wird als Erklärung für das an sich unerklärliche (wie kann ich meine Kinder vergessen, ein Betreuer seine Betreuten oder ein Busfahrer eine Busladung von Passagieren) angegeben, man sei mit dem Kopf im Handy gewesen. Oder die Regelmäßigen Meldungen von Fahrern, die aus dem Rhein, UBahnschächten, Waldwegen etc. gezogen werden müssen, weil sie statt dem Blick auf die Straße offensichtlich immSinne des Wortes blind aufs Navi vertrauten. 

Wir haben uns also daran gewöhnt, manche sprechen auch davon wir haben uns in eine funktionale und mentale Abhängigkeit begeben, die Welt über das Netz und und mobile Geräte zu erfassen. Man sieht es an Spielplätzen, auf der Straße, in den Parks, beim Autofahren, in den Cafés und in den Straßenbahnen. Menschen sitzen da mitten im Leben und schauen wie entrückt lange und still auf Bildschirme. Überall. Manche erinnern sich noch wie laut es war, wenn früher die Schüler nach Schulschluss in eine Straßenbahn eingefallen sind, heute ist dort kirchliche Ruhe und Gesichtsbeleuchtung. Angenehm und erschreckend zugleich. Unsere Kinder auf dem Spielplatz sehen wir als Fotostream auf dem Handy, wir fragen nicht nach dem Weg sondern wischeln eine Map-App, wir reden nicht miteinander ohne permanent mit einem oder beiden Augen aufs Handy um zu schauen, ob nicht gerade irgendwo anders anderes passiert. 

Kurz gefasst: wir sehen also die Welt derzeit im wesentlichen durch ein Instrument. Da gebe als ich Maschinenschrauber zu bedenken, dass man wenn man auf Instrumente schaut um beispielsweise einen Motor zu verstehen nie vergessen darf, dass man zunächst einmal nur auf Instrumente schaut und nicht auf den Motor. Klingt tautologisch ist aber bedeutsam, da ein Instrument unabhängig von seiner Güte nie das zu beschreibende an sich, sondern nur eine Übersetzung und dabei gewohnheitsmäßig eine verzerrende und verkürzende Übersetzung anzeigt. Gute Schrauber erkennt man daher daran, dass sie Motoren so weit verstehen, dass sie diese zunächst erfühlen dann messen, schlechte daran, dass sie einem gleich vorlesen, was ein Instrument sagt. Man hört, spürt, riecht und sieht wenn ein Motor satt und zufrieden läuft. So wie wir unsere Welt sehen, spüren, riechen, fühlen, und schmecken. Wir begreifen eigentlich die Welt durchs ihr Erfassen mit unseren eigenen Sinnen. Wir haben das ja auch zehntausende von Jahren an soziotechnologischer Entwicklung bis vor wenigen Jahren getan. Wenn wir nun also unsere gesamten Sinne in ein Gerät, etwa das Handy auslagern, was bedeutet das für unseren Zugang zur Welt? Derzeit glauben wir beispielsweise anscheinend kollektiv ausschließlich an die Konstruktion von Welt als Social Media Feed. Die Welt ist aber kein Social Media Feed, noch folgt sie dessen Gesetzen. Wir entscheiden aber im wesentlichen auf Basis von Social Media Feeds und Apps. Wir könnten ohne Navi nichtmal mehr von der Wiese in den Wald finden, geschweige aus diesem wieder rauskommen. 

Smart kann also zumindest vorübergehend mit Verlust des Elementaren übersetzt werden. Nein, Netz und Handys sind nicht per se schlecht, au contraire, bedenklich ist lediglich das Handy dauerhaft zwischen sich und die Welt zu setzen. Na, auch das lernen wir noch, den Rest besorgt wie immer Darwin.