Teils erfreut teils erschrocken sehen die Menschen dass an den EU Aussengrenzen auf Flüchtlinge geschossen wird. Dass in Teilen der EU das Grundrecht auf Asyl ausser Kraft gesetzt wird, dass Menschen sterben und dass Politiker von FDP bis AfD geradezu begeistert die Angstsuppe von der Invasion wieder hochkochen, dieweil man in Reden und Internetforen zu lesen bekommt, dass man Härte zeigen müsse, dass es bei dem Fluchtelend eine Politik der konsequenten Abschreckung brauche – Kurz: das gesamte rechtskonservative Spektrum kann gerade vor Glück nicht mehr gehen, und das gesamte linksliberale Spektrum hat einen üblen Wachalptraum denn 2015 ist mit voller Wucht zurück. 

Jetzt darf man wieder Merkel öffentlich an den Pranger stellen und für alles verantwortlich machen, nach einem gefühlskalten harten Durchgreifer rufen, EU und Werte zu Gunsten von Nation und Härte verdammen und vom reinigenden Weltenbrand gegen alles, was wir nicht mögen fabulieren. 

Wir lernen eins ums andere Mal: Die Erfüllung der eigenen Werte kann man nicht an Despoten auslagern, auch nicht gegen horrende Schutzgebühr wie in der Türkei. Denn Despoten werden einen genau damit erpressen, dass man Werte nicht einlösen will. Das passiert gerade – wir haben uns Erdogan ausgeliefert und nun will er sehen was unser letzter Preis ist. 

Wir haben nun zwei Möglichkeiten: den Spinner vom Bosporus verblüffen und ihm den Hebel nehmen indem wir endlich für geordnete und von allen getragene Asylverfahren sorgen oder eben unsere Werte als Preis mit den Flüchtenden an den Grenzen sterben lassen. Dann sehen wir eben weiter EU Grenzboote, die auf Frauen und Kinder in Gummibooten schießen. Manchen gefällt das, andere verzweifeln. 

Beides wird uns sehr viel Kraft kosten, beides wird uns verändern. Aber weiter darauf hoffen, dass uns irgendwie ein Wunder davor errettet uns endlich der Frage zu stellen, wer wir sind und wofür wir stehen das geht nicht. Das zeigt das abdriftende Polen, das zeigt das alleingelasdene Griechenland, das zeigt unsere Unfähigkeit in Syrien, das zeigt die uns nun erpressende Türkei, das Nichtverhindernkönnen der britischen Implosion, die fehlende Neuordnung im Verhältnis mit den USA und nicht zuletzt die Situation im Inland. 

Was immer auch passiert, ich persönlich wünsche mir, dass wir uns entscheiden bessere Menschen zu sein und nicht härtere. Meine Welt hatte aber auch schon immer den einen Wahlspruch: Wir schaffen das. Klar schaffen wir das. Alles andere wäre ja auch Dunkelheit und Verzweiflung.

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