Der Unterschied zwischen Leave und Remain war gerade mal 2%. Jeder der die Grundrechenarten beherscht kann sich an zwei Fingern abzählen, dass bei komplexen gesellschaftlichen Fragestellungen schon allein der Meßfehler größer als 2% ist, besser gesagt sein muss. Aber seitdem wurde der „Wille der Menschen„ in einer nichtbindenden Befragung zur Gebetsmühle derer, die England ohne konstruktive Vision, ja teilweise auch ganz ohne ohne Plan, vor allem aber gegen jede Vernunft dafür zur Not auch mit dem Brecheisen aus der EU stemmen wollen. Die menschenfängerischen Farages, die spleenverliebten Johnsons, die technokratischen Mays. Zumal wenn man bedenkt, wer da beim „Willen der Menschen“ eigentlich gegen wen stimmte: auf der einen Seite, die, die geschlossen für einen Verbleib stimmten. Auf der anderen Seite ein vielfacettiges, über weite Distanzen unzusammenhängendes Konglomerat aus unterschiedlichst motivierten Protestwählern und echten aber ebenfalls unterschiedlichst befeuerten EU Gegnern die aus dem gesamten politischen Spektrum kamen. Neoliberale bis Sozialisten, radikale Marktbefreier und Anhänger staatlicher Vollversorgung vereint allein im Nein. Diese ungeheure Bandbreite ist ein, wenn nicht gar der Grund, warum aus „Taking Back Control“ umgehend „Embracing the Chaos„ und damit Theresa Mays unmöglich zu reitender Feuerstuhl wurde. Das einzige, was die Brexiteers einte war ihr Nein, aber nicht das wozu sie Nein sagten. Wir lernen eins ums andere Mal: Aus Visionen erwächst Zukunft, aus Verweigerung nur Ungemach.